Korrespondenz-Nachlass Emilie und Rudolf Mosse (Signatur E Rep. 061-16)

Detailsaufnahmen von handschriftlichen Briefen Fotos: Paul Grönboldt, Landesarchiv Berlin

Bestandsinfos

Erster Weltkrieg; Kriegsausbruch; Mosse-Haus; Schützenstraße Ecke Jerusalemer Straße (Mitte)
Erster Weltkrieg; Kriegsausbruch; Mosse-Haus; Schützenstraße Ecke Jerusalemer Straße (Mitte), Landesarchiv Berlin F Rep. 290 Nr. II9632
Bestandsbildner:in:
Emilie Mosse (1851–1924): jüdische Philanthropin, Verlegerin, Salonniere
Rudolf Mosse (1843–1920): jüdischer Zeitungsverleger, Kunstförderer und -sammler

Laufzeit:
1865–1925

Umfang:
3.637 Schriftstücke

Enthält:
Briefe, Einladungen, Glückwünsche, Kondolenzen und Visitenkarten u. a. an Emilie und Rudolf Mosse

Zitierweise:
Landesarchiv Berlin, E Rep. 061-16, Nr. ...

Bestandsgeschichte

Die Schriftstücke gelangten nach Enteignung und Emigration der Erb:innen des Ehepaars Mosse während und nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Depot der Archivverwaltung in Krakau im Sächsischen Hauptstaatsarchiv. Wie die Dokumente genau in die Obhut der Archivverwaltung in Krakau gelangten, konnte bisher nicht ermittelt werden.

Anfang 1946 wurden sie von dort nach persönlichen Absprachen zwischen den Archivdirektoren Erich Randt (Staatsarchiv Krakau), Hellmut Kretzschmar (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden) und Ernst Kaeber (Stadtarchiv Berlin) von Dresden in die Obhut des Stadtarchivs Berlin gegeben. Randt machte Kaeber 1945 bei einem Treffen auf „Mosse‘sche Papiere“ aufmerksam, die aus der deutschen Archivverwaltung in Krakau kommend mittlerweile im Sächsischen Hauptstaatsarchiv lagerten.

Tatsächlich ist 1947 ein Versuch des Stadtarchivs Berlin nachweisbar, die Adresse des in den USA lebenden Enkels Rudolf Mosses ausfindig zu machen; weitere Schritte oder Ergebnisse dieser Nachforschungen sind nicht belegt. Nachdem der Nachlass 2017 schließlich als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut restituiert wurde, stand er zunächst im Landesarchiv Berlin als Depositum für Forschende zur Verfügung.

Mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Kulturstiftung der Länder, sowie der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt konnte das Landesarchiv Berlin den Korrespondenz-Nachlass schließlich 2021 für das Land Berlin erwerben.

Verzeichnung

1957 erfolgte im Stadtarchiv Berlin anlässlich einer Revision die grobe Erfassung des „Mosse-Nachlasses“ in Listenform. Eine Bearbeitung und erste Verzeichnung der Dokumente geschah seit den 1990er Jahren. Dabei wurden Konvolute, die die gleichen Korrespondenzpartner:innen betreffen, in einem Verzeichnungsdatensatz zusammengefasst.

Eine komplette Übersicht über die Verzeichnungseinheiten findet sich im Findbuch: Findbuch zum Bestand

Digitalisierung

Im Juni 2023 wurde das Onlineportal Korrespondenz-Nachlass Emilie und Rudolf Mosse freigeschaltet. Die Digitalisate werden in den folgenden Monaten vollständig eingepflegt.

Biografisches

Emilie Löwenstein wurde am 23. Dezember 1851 in Trier als Tochter eines Kaufmanns geboren. 1874 heiratete sie Rudolf Mosse, mit dem sie 1885 in ein Palais am Leipziger Platz in Berlin zog.

Emilie Mosse war maßgeblich an der verlegerischen Tätigkeit ihres Mannes beteiligt, engagierte sich für wohltätige Zwecke und die Förderung der Kunst. Unter anderem stiftete sie ein Waisenhaus in Berlin-Schmargendorf, richtete Lehrlingswohnheime ein und gründete gemeinsam mit anderen Frauen den Verein „Mädchenhort“, um berufstätige Mütter zu unterstützen. Neben der Förderung bildender Künstler:innen baute sie gemeinsam mit ihrem Mann eine der bedeutendsten Kunstsammlungen ihrer Zeit auf.

Für ihr soziales Engagement wurde Emilie Mosse 1909 von Kaiser Wilhelm II. mit dem Wilhelm-Orden geehrt.

Emilie Mosse starb am 12. Oktober 1924 in Berlin.

Rudolf Mosse wurde am 9. Mai 1843 in Grätz (Posen) geboren. Nach der Schulzeit ging er 1861 für eine Buchhandelslehre nach Berlin, wo er zunächst im Verlag des „Kladderadatsch“ mitarbeitete. Wenig später übernahm er in Leipzig die Geschäftsleitung des „Telegraphen“ und wirkte außerdem so erfolgreich in der Anzeigenaquisition der „Gartenlaube“, dass man ihm eine Teilhaberschaft anbot.

Mosse schlug das Angebot jedoch aus und zog 1866 wieder nach Berlin, wo er 1867 die „Annoncen-Expedition Rudolf Mosse“ gründete. Obwohl dieses erste Geschäft bankrott ging, gelang 1870/71 ein zweiter Versuch. Mosse gründete ergänzend dazu 1872 seine erste Zeitung, das „Berliner Tageblatt“, mit bedeutendem Inseratenteil. Er pachtete außerdem Inseratenteile von anderen Zeitungen und Zeitschriften, um sie ausschließlich mit Inseraten seiner Vermittlung zu bestücken. Mosse baute sein Unternehmen durch die Gründung eines Verlags aus; 1889 gründete er gemeinsam mit Emil Cohn die „Berliner Morgenpost“ und übernahm 1904 die „Berliner Volkszeitung“. Der erfolgreiche Verleger konnte mit seinen Unternehmen ein bedeutendes Vermögen erwerben. Vor Beginn des Ersten Weltkriegs galt Mosse als Berlins größter Steuerzahler.

Rudolf Mosse war eine gesellschaftlich außerordentlich stark engagierte Persönlichkeit. Er wirkte in zahlreichen Ausschüssen, Vereinen und Gremien mit. Gemeinsam mit seiner Frau betätigte er sich an gemeinnützigen Projekten. Ein besonderer Ort des gesellschaftlichen Austauschs wurde sein Schloss, das er auf seinem 1896 erworbenen brandenburgischen Gut Schenkendorf hatte errichten lassen. Käufe moderner Kunst begründeten am Ende seines Lebens eine bedeutende Sammlung.

Er starb am 8. September 1920 auf seinem Gut in Schenkendorf.

Emilie und Rudolf Mosses Schwiegersohn Hans Lachmann, den die Adoptivtochter Felicia 1911 geheiratet hatte, übernahm die Leitung des Medienkonzerns.

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