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Die Kriegschronik der Reichshauptstadt Berlin – Quelle zur Geschichte Berlins in der NS-Zeit


70 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges publiziert das Landesarchiv Berlin eine bislang kaum genutzte Quelle über die Kriegszeit: Die Kriegschronik der Reichshauptstadt Berlin

Beseitigung von Trümmern und Sicherung noch brauchbarer Ziegel in der Nähe des Rathauses, 1946, Landesarchiv Berlin, F Rep 290 Nr. 11795
Beseitigung von Trümmern und Sicherung noch brauchbarer Ziegel in der Nähe des Rathauses, 1946, Landesarchiv Berlin, F Rep 290 Nr. 11795
Schon Ende 1935 hatte die NS-Stadtverwaltung einen Stadtchronisten eingestellt, der „wichtige, der Nachwelt zu überliefernde Ereignisse“ aufzeichnen sollte. Dies ist die Geburtsstunde der Berliner Stadtchronik der Neuzeit, die mit Aufzeichnungen des Jahres 1936 beginnt.

Mit Kriegsbeginn im September 1939 wurde die Stadtchronik neu konzipiert; es entstand eine Kriegschronik, die in Zuständigkeit des damaligen Stadtarchivs geführt wurde.

Die Kriegschronik ist eine zeitgenössische Sammlung von Dokumenten: Ergänzt wird sie um die Die Kriegschronik zeigt mit ihrer thematischen Zeitungsausschnittsammlung komprimiert die Berichterstattung der NS-Presse über alltägliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Ereignisse (z. B. Theater, Film, Vergehen, Brände) und ist Ausdruck der NS-Ideologie und NS-Propaganda. Die chronologische und die thematische Kartei entstanden in Auswertung dieser Zeitungsartikel. Die Einsendungen der Berlinerinnen und Berliner belegen die Annahme des Angebotes an die Bevölkerung, die Kriegschronik mitzuschreiben. Die Arbeit der Berliner Verwaltung, der Behörden und öffentlichen Einrichtungen nach der Umstellung auf eine Kriegsverwaltung kann mittels der Kriegsverwaltungsberichte detailliert nachvollzogen werden.

Die Auswertung dieser Quellen ermöglicht heute vielfältigste Forschungen zu den Ereignissen in Berlin während der NS-Zeit, aber auch zur Rolle der NS-Ideologie, zur Wirksamkeit der NS-Propaganda, zur Sozialgeschichte der NS-Zeit u. v. m. Sie zeigt darüber hinaus auch das Selbstverständnis der Chronisten, kann einen Beitrag zur Historiografiegeschichte leisten oder zur Archiv- und Bibliotheksgeschichte.

Diese Quellenpublikation versteht sich als Angebot für alle Interessierten, die sich mit Berliner Geschichte und der NS-Zeit auseinandersetzen möchten.

Über Chroniken

Chroniken stellen eine sehr alte Form der Geschichtsschreibung dar, die schon im Altertum genutzt wurde, um historische Abläufe abzubilden. Dazu wurden Ereignisse zeitnah zum Geschehen in zeitlicher Reihenfolge festgehalten. Es gibt viele Arten von Chroniken, zum Beispiel Klosterchroniken, Kaiserchroniken, Stadtchroniken, Familienchroniken, Schulchroniken – oder Kriegschroniken.

Über die Berliner Stadtchronik

Viele Menschen erachten das Angebot einer Stadtchronik als selbstverständlich. Sie nutzen sie zum Nachschlagen von Ereignissen oder Tagesdaten, zum Vergewissern der eigenen Erinnerung, einfach aus historischer Neugier oder aus einem bestimmten Interesse. Man könnte vielleicht denken, Stadtchroniken – das ist ein alter Hut und interessiert in Zeiten von Internet und social media niemanden mehr, aber wer das glaubt, der irrt. Das freut diejenigen ganz besonders, die mit der Erarbeitung der Stadtchronik beauftragt sind: In Berlin sind das die Archivarinnen und Archivare, die im Landesarchiv Berlin arbeiten. Das Landesarchiv hat sogar die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabe, die Stadtchronik zu führen.

Viele Jahrzehnte lang wurde die Stadtchronik gedruckt publiziert; heute kann jeder die Stadtchronik im Internet nutzen.

Seite aus dem Berlinischen Stadtbuch mit einer Auflistung von Vergehen und Strafen, die nach 1399 von den Stadtschreibern chronologisch erfasst wurden.
Einleitung Fidicins zu seiner Edition, 1865
Microchronologicon Marchicum, eine märkische Chronik, 1388–1573
Wendland’sche Chronik, Ausschnitt Dezember 1679
Stammbuch des Bäckers und Hausbesitzers Johann Friedrich Heyde, Beginn der Eintragungen für das Jahr 1764

Bis zur heutigen Online-Chronik war es ein langer Weg.

Das chronikalische Erbe Berlins erschöpft sich in wenigen Quellen, von denen hier einige genannt werden:
Aufruf im „Berliner Intelligenzblatt“ vom 21. April 1818
Amtsblatt der Kgl. Kurmärkischen Regierung, Nr. 34 vom 13. August 1813
In der Folgezeit sind bis in das 19. Jahrhundert hinein immer wieder „Chroniken …“ geschrieben und gedruckt worden, historische Darstellungen von z. T. hohem wissenschaftlichen Wert, die jedoch nicht auf der unmittelbaren Aufzeichnung des Zeitgeschehens fußen.6

Die preußische Regierung forderte im August 1813, also während der Befreiungskriege, die Städte zur Führung von Chroniken auf, damit „die Aufbewahrung des Andenkens merkwürdiger Ereignisse eine Teilnahme an dem Gemeinwesen weckte und nährte.“ Die Städte sollten „für die Anfertigung zweckmäßiger Stadtchroniken eifrig Sorge [zu] tragen, und zwar nicht nur von jetzt an, sondern auch mit Einschluß des schon verflossenen Zeitraums des laufenden Jahrhunderts“. Man bezog sich auf die „früherhin beobachtete Sitte unserer Vorfahren in Deutschland …, dass man in den Städten Jahrbücher hielt, in welchen die bedeutenden Vorfälle jedes Orts … verzeichnet wurden.“ Schon damals sah man sich veranlasst, den aktuellen Krieg zu dokumentieren: „Nur dieses wollen wir bemerken, dass alles auf den gegenwärtigen Krieg Bezug habende … ganz vorzüglichen Anspruch auf eine Stelle im Jahrbuche hat. Die Namen derer, welche sich das eiserne Kreuz erworben, nebst Anzeige der Verdienste, durch welche dieses geschah, werden zu den vorzüglichen Zierden der Jahrbücher gehören.“7

In Berlin führte das in der Verwaltung zu einer aufwändigen Suche nach geeigneten Materialien, die dann sorgfältig sortiert und gelagert werden mussten. Im Jahr 1818 erschienen im „Berliner Intelligenzblatt“ und in der „Königlich privilegierten Zeitung“ Aufrufe an die Bevölkerung, daran mitzuwirken.8

Zwar hat Johann Friedrich Zander (1767–1846), damals Archivar der Stadt, im Jahre 1826 ein zweibändiges Verzeichnis der wichtigen Dokumente im Stadtarchiv vorgelegt, aber eine Nutzung dieses Materials im Sinne des Regierungsauftrages zur Chronikschreibung ist nicht belegt, ebenso wenig wie eine etwaige Auswertung der Zeitungen oder der seit 1829 regelmäßig angefertigten Verwaltungsberichte des Magistrats.

Berlin führte bis weit in das 20. Jahrhundert hinein keine Stadtchronik.
  1. LAB F Rep. 237 – Handschriftensammlung, Nr. 1.
  2. Bürgerbuch der Stadt Cölln, verbunden mit der Chronik der Cöllner Stadtschreiber (1542–1610). LAB A Rep. 510 – Rat zu Cölln, Nr. 2. Vgl. auch: Gebhardt, Peter von (Hrsg.): Die Bürgerbücher von Cölln an der Spree 1508–1611 und 1689–1709 und die chronikalischen Nachrichten des ältesten Cöllner Bürgerbuches 1542–1610. Berlin 1930 (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Berlins, 3. Veröff. der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg 1,3); Die Chronik der Cöllner Stadtschreiber vom Jahre 1542 bis zum Jahre 1605, hrsg. von Ernst Fidicin, Berlin 1865 (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 1).
  3. LAB F Rep. 237 – Handschriftensammlung, Nr. 14 (Abschrift). Veröffentlichung: Die Berolinensien des Peter Hafftiz, hrsg. von Friedrich Holtze, Berlin 1894 (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 31); Vgl. auch: Ribbe, Wolfgang: Peter Hafftiz als Historiograph: Edition der Vorrede zum Microchronicon Marchium. In: Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe für Johannes Schultze, 1971, S. 91 ff. (= Veröffentlichungen des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 35).
  4. LAB F Rep. 237 – Handschriftensammlung, Nr. 2 und Nr. 3 (Abschriften); Veröffentlichung: Die Wendland‘sche Chronik von 1648-1701, hrsg. von Ernst Fidicin, Berlin 1865 (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 1).
  5. LAB F Rep. 237 – Handschriftensammlung, Nr. 22. Veröffentlichung: Der Roggenpreis und die Kriege des großen Königs. Chronik und Rezeptsammlung des Berliner Bäckermeisters Johann Friedrich Heyde 1740 bis 1786. Hrsg. u. eingel. von Helga Schultz, Berlin, Akademie-Verlag 1988.
  6. z. B.: Ferdinand Pusthius: Chronicon Berolinense; Johann Joachim Möller: Chroniciolum; Wilhelm Stratemann: Vom Berliner Hofe zur Zeit Friedrich Wilhelms I. Berichte des braunschweigischen Gesandten in Berlin, 1728–1733. In: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. XLVIII und XLIX, hrsg. von Richard Wolff; Berlinische Chronik. Vom Jahre 1225 bis 1571, hrsg. vom Verein für die Geschichte Berlins durch Ernst Fidicin, 1868-1880; Ernst Friedländer: „Berliner Garnison-Chronik, zugleich Stadt Berlin'sche Chronik für die Jahre 1727-1739“, Berlin 1873 (Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin, Vol. 9), neu als Reprint, Berlin 2018.
  7. Amtsblatt der Kgl. Kurmärkischen Regierung, Nr. 34 vom 13. August 1813, S. 392 f.
  8. Vgl.: LAB A Rep. 001-02, Nr. 3276 “betr. das städtische Archiv”.

Über die Stadtchronik in der NS-Zeit

Der Stadtarchivar Ernst Kaeber (1882-1961) konnte Anfang der 1930er Jahre immerhin die Ordner der „sachlich wohl geordneten Zeitungsausschnittsammlung aus dem Nachrichtenamt“ übernehmen1, die sich bestimmt für eine Chronikschreibung hätten nutzen lassen. Doch Kaeber sah sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Angriffen gegen seine Person ausgesetzt, die seine archivarische Arbeit stark beeinträchtigten und keinen Raum für weitere Überlegungen zuließen.

Ab 15. März 1933 befand sich die Berliner Verwaltung fest in NS-Hand, als der preußische Minister des Innern, Hermann Göring, den Magistrat absetzte und gleichzeitig seinen Parteifreund Dr. Julius Lippert (1895-1956), Fraktionsführer der NSDAP in der Stadtverordnetenversammlung, zum „Kommissar zur besonderen Verwendung beim Magistrat von Berlin“ mit erheblicher Machtbefugnis, auch gegenüber dem Oberbürgermeister, einsetzte. Die städtische Verwaltung sollte von der angeblichen „marxistischen und jüdischen Verseuchung“ befreit werden. Gerade Kaebers historische Sichtweise, der eher eine linksliberale Version der Stadtgeschichte etablieren wollte und dem eine bürgerlich-republikanische Deutung der Stadtgeschichte vorschwebte, war jetzt nicht mehr repräsentativ.2 Hatte schon 1933 eine Denunziation durch den Stadtamtmann Kunkel – er „sei Jude oder Judenstämmling“ – seine Stellung stark beschädigt3, wurde Kaeber 1935 dann mit dem Stadtarchiv der Ratsbibliothek4 und ihrem Leiter, dem Historiker, ehem. Freimaurer und NSDAP-Mitglied Max Arendt5 (1887–1971), untergeordnet. Innerhalb der Stadtverwaltung lagen nun die Kompetenzen für historische Fragen nicht mehr beim städtischen Archiv, sondern bei der Behördenbibliothek.6

Titelblatt des Einleitungsheftes 1936. In: Amtsblatt der Stadt Berlin, 77. Jg. (1936), Beilage
Runderlass die Anlegung von Gemeindechroniken als „hervorragendes Mittel, auch späteren Geschlechtern Arbeit und Mühen, Erfolg und Sorgen der Gemeinde und ihrer Bürger zu überliefern".
Das Erscheinen des Verwaltungsberichts von 1932–1936 wurde für eine ausführliche Darstellung zur „Stadtchronistik“ genutzt.
Insofern waren die Einrichtung der Stelle eines Chronisten bei der Ratsbibliothek und ihre Besetzung mit dem NSDAP-Mitglied Dr. Werner Siebarth organisatorisch und politisch nur konsequent. Am 19. November 1935 teilte der Oberbürgermeister Heinrich Sahm (1877-1939) allen Bezirksbürgermeistern, allen Dienststellen der Hauptverwaltung und den städtischen und überwiegend städtischen Gesellschaften unter dem Betreff „Aufzeichnung des Zeitgeschehens“ mit: „Für die Aufzeichnung wichtiger, der Nachwelt zu überliefernder Ereignisse, die besonders die Stadt Berlin berühren, habe ich der Ratsbibliothek einen Sachbearbeiter, Dr. Siebarth, zugewiesen.“ Sahms Unterstreichungen weisen auf die gewünschte Qualität der „neuen städtischen Aufgabe“ hin. Es lagen in Berlin keine Erfahrungen vor, wie man dabei am besten vorgehen sollte. Sahm bat deshalb die Adressaten, „den Sachbearbeiter bei der Sammlung von Material für die städtische Chronik zu unterstützen und ihm solche Tatsachen aus Ihrem Geschäftsbereich mitzuteilen, die auf den üblichen Wegen der Öffentlichkeit nicht bekannt werden, die Sie aber für geeignet und wichtig genug halten, um in einer zusammenhängenden Darstellung des Zeitgeschehens aufgezeichnet zu werden.“ Jeder Bezirksbürgermeister sollte einen Beamten oder Angestellten benennen, der Siebarth diesbezüglich zuarbeitete und unterstützte.7 Die Berliner Stadtverwaltung sah diesen „Redivivus“ mittelalterlicher Stadtschreiber als „Zeuge dafür, dass die nationalsozialistische Verwaltung Berlins – nun nach personellem und finanziellem Gesunden – auch schon auf kulturelle Neuleistungen hinsteuert.“8
Siebarths Person war beim Direktor der Ratsbibliothek und bei Kaeber nicht unumstritten, hatte er sich doch unter Berufung auf den NS-Staatskommissar Lippert und auf ein Manuskript mit Aussprüchen und Reden Hitlers um eine Anstellung im Stadtarchiv beworben. Arendt schlug als Lösung die Schaffung der Stelle eines Chronisten für den Historiker vor. Siebarth wurde im September 1935 tatsächlich angestellt und arbeitete sich ein.9...

„Die Stadtchronistik schuf sich … ihre wissenschaftliche Begründung und den Aufbau für ihre Stoffzufuhr, für die Stoffaufgliederung und für die Bearbeitung. Sie ist sich dabei als reichshauptstädtische und überhaupt in ihrer Art im ganzen Reichsgebiete einzigartige Stelle ihrer Verantwortung bewusst, vorbildlos, doch möglichst vorbildgebend zu arbeiten. In der geschichtlichen Stunde der nationalen Wiedergeburt ergab sich hier im kleinen wie bei so vielen großen politischen Neuaufgaben der Zwang, nicht auf breitgetretenen Wegen weiterzulaufen, sondern die Arbeit vorbehaltslos und freudig aufzunehmen, ohne einer möglichen Hemmung intellektualisierender, in Wahrheit unschöpferischer, gesinnungsmäßig entwurzelter Geister nachzugeben.“10 In diesem Sinne begann Siebarth mit der Aufzeichnung der Ereignisse des Jahres 1936. Bereits im März 1936 legte er ein Einleitungsheft vor, in dem er die von ihm geplante Form der Stadtchronik beschrieb. Für die Monate Januar bis März 1936 lagen dann im August gedruckte Chronikhefte vor; das Aprilheft erschien im Oktober. Die Veröffentlichungen erfolgten als Sonderhefte des „Amtsblattes der Stadt Berlin“ in Auflagen von 1500 Stück, von denen 1400 Exemplare an die Bezirke gingen. Die Chronik wurde als Beilage zum Amtsblatt versandt.11

Mit diesen Maßnahmen lag Berlin offenbar richtig, denn am 31. Oktober 1936 verpflichtete der Reichs- und Preußische Minister des Innern dann in einem Runderlass die Gemeinden zur Anlegung von Gemeindechroniken als „hervorragendes Mittel, auch späteren Geschlechtern Arbeit und Mühen, Erfolg und Sorgen der Gemeinde und ihrer Bürger zu überliefern.“12 Im Jahr darauf nutzte man das Erscheinen des Verwaltungsberichts von 1932–1936 für eine ausführliche Darstellung zur „Stadtchronistik“, mit Gliederung, Erläuterung der Methodik, Nutzbarkeit und Zielstellung.13

Doch so zügig ging es in Berlin nicht weiter, trotz personeller Unterstützung der Chronikarbeit durch den Büroangestellten Hilmar Rudolphi ab April 1937.14 Die Abstände zwischen dem Geschehenen und der schriftlichen Abfassung bzw. Veröffentlichung dazu vergrößerten sich zunehmend. Anzunehmen ist, dass die 700-Jahr-Feierlichkeiten mit ihrer hochpolitischen Bedeutung für die Stadtgeschichte bzw. für ihre Erzählung sämtliche Aufgaben in der Ratsbibliothek dominierten. Direktor Arendt zeichnete sogar für Entwurf und Organisation des historischen Festumzuges ebenso verantwortlich wie für die Festschrift zum Stadtjubiläum „Geschichte der Stadt Berlin“.15 Seit Januar 1937 galt in Berlin das „Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Reichshauptstadt Berlin“16, wonach Julius Lippert den Titel „Stadtpräsident“ erhielt, verbunden mit dem Amt des Oberbürgermeisters in Personalunion. Dieses Amt erweiterte und bündelte seine Zuständigkeiten und Kompetenzen. So führte die nachfolgende Verwaltungsreform im Jahre 1938 zunächst im Februar zu einer Zuordnung des Bereiches „Ratsbibliothek einschl. Stadtarchiv und Stadtchronistik“ zum Oberbürgermeister.17; Bei der Bildung des zentralen Hauptkulturamtes am 01. Mai 1938 wurde dann das Stadtarchiv als „Abteilung mit eigenem Fachnamen“ dort angegliedert: „Stadtarchiv (mit den Aufgaben des Stadtchronisten und der Archivfilmstelle)“.18 Rudolphi beschrieb seine Arbeit im Februar 1939 wie folgt:
  • „Vorgliederung der täglich eingehenden Unterlagen für die Zeitungsausschnittsammlung aus den städtischen Dienststellen, von Außenbehörden, Parteidienststellen und aus den Zeitungen und Zeitschriften
  • technische Erledigung der täglich druckreifen Darstellungen des Stadtchronisten vom Memogramm bis zur Mithilfe an der Drucksatzkorrektur
  • Bearbeitung des Schlagwortverzeichnisses der Chronik von der Karteianlage bis zur Manuskripterstellung
  • Schreibarbeit für den gesamten Geschäftsverkehr der Stadtchronistik
  • Registrierung der vom Stadtchronisten in der Darstellung behandelten und sonst durch ihn zur Aufhebung bezeichneten verschiedenen Unterlagen.“19
Als Eberhard Faden im April 1939 zum Leiter des Stadtarchivs berufen wurde – die Stelle des Archivdirektors war seit Kaebers Zwangsversetzung in den Ruhestand seit Oktober 1937 verwaist –, erhielt er den Auftrag, die „Chronik nach Inhalt und Form zu prüfen“20. „Die Stadtchronik, versehen vom Stadtchronisten Dr. Siebarth und dem Büroangestellten Rudolphi, hatte seit dreiviertel Jahren ihre Monatsberichte nicht mehr zum Druck gebracht, weil ihre bisherige Form strittig geworden war. Nach eingehendem Studium der Veröffentlichungen anderer Städte und mehreren Rücksprachen im Kommunalwissenschaftlichen Institut der Universität Berlin mit seinem Referenten Dr. Hilberath21 verabredete ich mit dem Stadtchronisten eine neue Form, die das Hauptkulturamt billigte: eine kurze Monatschronik in Kalenderform, die laufend einer Zeitschrift beigefügt werden sollte, und ein Berliner Jahrbuch als zusammenfassende Darstellung.“22

Eine entsprechende Chronik über Juni 1938 konnte Siebarth im September 1939 noch abschließen, dann wurden er und Rudolphi in Kriegsdienststellen abkommandiert.
  1. Kaeber, Ernst: Erinnerungen an das Stadtarchiv Berlin. Zugleich eine Skizze der Geschichte des Archivs. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, 10/1961, S. 35.
  2. Thijs,Krijn: Die „braune“ Erzählung der Stadtgeschichte. Zur 700-Jahrfeier der Reichshauptstadt und zur stadthistorischen Disziplin. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart (= Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2002), Berlin 2002, S. 130 f.
  3. Kaeber, Erinnerungen, S. 39 f.
  4. Die ab 1934 als „Ratsbibliothek“ bezeichnete Dienststelle hieß zuvor „Magistratsbibliothek“. Sie war damals dem Geschäftsbereich der Zentralen Hauptverwaltung des Magistrats zugeordnet.
  5. Vgl. Entnazifizierungsvorgang Max Arendt 1946. In: LAB C Rep. 031-02-12, Nr. 2. Hier wird Arendt auch als Mitglied der Bekennenden Kirche, “der den Nazismus bekämpft[e], wo immer er Gelegenheit hatte” beurteilt.
  6. Kaeber, Erinnerungen, S. 40. Kaeber selbst stellte zwar erleichtert fest: „Irgendeine praktische Wirkung hat dies freilich durch meines neuen Vorgesetzten Kollegialität nicht ausgeübt.“ Dennoch folgten weitere Diskriminierungen: Gehörte Kaeber zu Beginn der Arbeiten, 1935, noch zu der Gruppe von Autoren, die die Festschrift für das kommende Stadtjubiläum verfassen sollte, wurde er 1936 wegen seiner Ehe mit einer Jüdin von der weiteren Mitarbeit ausgeschlossen, und Faden übernahm seinen Abschnitt mit (vgl. Thijs, S. 131).
  7. LAB C Rep. 021-02, Nr. 179.
  8. Verwaltungsbericht der Allgemeinen Hauptverwaltung 1. April 1932 bis 31. März 1936. Berlin 1937, S. 78.
  9. Kaeber, Erinnerungen, S. 42. Siebarths Werk „Hitlers Wollen – Nach Kernsätzen aus seinen Schriften und Reden“ ist 1939 erschienen.
  10. Verwaltungsbericht der Allgemeinen Hauptverwaltung 1. April 1932 bis 31. März 1936. Berlin 1937, S. 78.
  11. Handschriftlicher Zusatz von Faden, 28.11.1939. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179.
  12. LAB A Rep. 021-02, Nr. 179. Vergl. dazu auch ausführliche Hinweise in: Mitteilungsblatt Nr. 1 der Preußischen Archivverwaltung, hrsg. vom Generaldirektor der Staatsarchive, vom 10. Januar 1938, S. 40 ff.
  13. Verwaltungsbericht der Allgemeinen Hauptverwaltung. 1. April bis 31. März 1936, Berlin 1937. Hrsg. vom Oberbürgermeister der Reichshauptstadt Berlin, Berlin 1937, S. 78.
  14. Hilmar Rudolphi (*29.05.1912). LAB A Rep. 001-06, Nr. 23542 Personalakte Hilmar Rudolphi. Das Dezemberheft der Chronik 1936 erschien ein Jahr später; der Juni 1937 dann im Dezember 1938.
  15. Max Arendt, Eberhard Faden, Otto Friedrich Gandert: Geschichte der Stadt Berlin. Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Reichshauptstadt. Dargestellt im Auftrage des Oberbürgermeisters und Stadtpräsidenten, Berlin 1937. Dabei blieb es nicht beim Ausschluss Kaebers von dieser Publikation – er wurde, da er sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau trennen wollte, 1937 sogar aus dem Archiv entfernt und zum 01. Oktober in den Ruhestand versetzt.
  16. Gesetz vom 01.12.1936, RGBl. I S. 957.
  17. Satzung der Bezirksgeschäfte, 16.02.1938. In: Amtsblatt der Reichshauptstadt Berlin vom 27.03.1938, S. 222 f.
  18. Dienstblatt Teil I, Ausgabe vom 28.03.1939, S. 138, Gliederung und Fachnamen der Hauptverwaltung, Stand 22.03.1939.
  19. A Rep. 001-06, Nr. 23542, Bl. 80 f.
  20. Vorschlag Fadens zur Umgestaltung der Chronik der Reichhauptstadt vom 28.11.1939. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179.
  21. Hilberath hatte den Aufsatz „Der kommunale Verwaltungsbericht. Ein Beitrag zur Reform des gemeindlichen Publikationswesens“ veröffentlicht, der auch Chroniken behandelte (Jahrbuch für Kommunalwissenschaft 1938, 2. Halbjahrsband, S. 355 ff.).
  22. Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1939–1945. In: Abschrift des maschinenschriftlichen Berichts und einer handschriftlichen Ergänzung, beide ohne Datum. C Rep. 102, Nr. 382

Über die Kriegschronik der Reichshauptstadt

Bei Kriegsausbruch wurde die städtische Verwaltung auf eine Kriegsverwaltung umgestellt, was auch das Hauptkulturamt und damit auch das städtische Archiv betraf. Nachdem der Oberbürgermeister persönlich als Beigeordneter das Amt des Dienststellenleiters des Hauptkulturamts übernommen hatte, wurde Dr. Arendt der Referent für Archiv und Museum.

In einem ausführlichen Vermerk schlug Faden Ende November 1939 die Umgestaltung der bisherigen Chronik vor.1 Der „Gemeindetag“ hatte Anfang des Monats einen Vermerk über Kriegschroniken veröffentlicht, der sich auf den Runderlass von 1936 bezog. Das Ausscheiden der bisherigen Bearbeiter erleichterte offenbar eine radikalere Umgestaltung, als Faden ein gutes halbes Jahr zuvor selbst noch für angebracht hielt. Für die bisherige Form der Veröffentlichung der Chronik in gedruckten Monatsheften fand er ohnehin keine nachvollziehbare Grundlage mehr; ein Bedarf, der über die bibliothekarische Sammlung hinausgehe, war nicht nachzuweisen. Auch die Sprache der Chronik sei kritisiert worden. Faden regte stattdessen eine umfassende zeitgeschichtliche Sammlung an, deren Grundstock die von Siebarth aufbewahrten Unterlagen zu den Monatsheften bildeten: Zeitungsausschnitte sowie amtliche und persönliche Aufzeichnungen aus allen Gebieten des Berliner Lebens. Den Bezirksverwaltungen legte er eine vergleichbare Chronistik nahe, „denn das Stadtarchiv und die Stadtchronistik können das Leben in den einzelnen Bezirken nicht vollständig erfassen; man müsste sonst sämtliche 28 Vorortzeitungen verfolgen".
Alle ein oder zwei Jahre könnte die Chronik illustriert mit „guten Bildern als Jahrbuch veröffentlicht werden, wobei einzelne Gebiete durch sachkundige Schriftsteller dargestellt werden sollten. Die wichtigeren Ereignisse wären in einer Zeittafel zusammenzufassen. Auch Lebensbilder bedeutender Männer und die Geschichte wertvoller Unternehmen oder Vereine anlässlich von einer Jubelfeier sind aufnahmewert.“
Der Krieg führte wieder zu einem unmittelbaren Verhältnis des Stadtarchivs zum Oberbürgermeister: Ab November 1939 hatte sich Faden zudem auf Wunsch des Bürgermeisters Ludwig Steeg um eine frühzeitige Vorbereitung einer Kriegsgeschichte der Reichshauptstadt zu sorgen, was zu seiner regelmäßigen Teilnahme an der Besprechungen der Beigeordneten und der Bezirksbürgermeister führte, deren Protokollführer Faden dann auch wurde.2

Nach vielen konzeptionellen Vorarbeiten wurde die zeitgeschichtliche Chronik des Stadtarchivs Berlin nach dem Muster der auf Karteikarten vorliegenden „vorbildlichen Stadtchronik des Münchner Stadtarchivs“ eingerichtet, natürlich mit Anpassungen für die Spezifik der Reichshauptstadt. So wurden in verschiedenen Sachmappen Zeitungsausschnitte gesammelt, „die der künftigen Geschichtsschreibung die Arbeit erleichtern sollen, und zwar werden folgende Zeitungen benutzt: Völkischer Beobachter, Deutsche Allgemeine Zeitung, Berliner Lokalanzeiger, Berliner Morgenpost, Berliner Volkszeitung, BZ am Mittag, Nachtausgabe, ferner Das Reich und das Schwarze Korps.“3

Faden gelang es, den archivischen Arbeitsschwerpunkt „Kriegschronik“ auch in der Presse zu publizieren, womit er auch in Fachkreisen auf große Resonanz stieß.

Die Berliner Kriegschronik bestand anfangs aus zwei Elementen:

Karteien für Tagesereignisse in zeitlicher Reihenfolge, Schlagwortkartei

Zeitungsausschnittsammlung, in Mappen

Entgegen Fadens ursprünglichen Intentionen, eigene bezirkliche Chroniken führen zu lassen oder eigene bezirkliche Chroniken anzulegen, ist doch das zentrale „Zulieferverfahren“ nach Sahms Vorgaben von 1935 angewendet worden.

Die laufenden Zuarbeiten der städtischen Dienststellen an die Stadtchronistik gingen nach Kriegsausbruch jedoch mehr und mehr zurück und blieben später zum großen Teil ganz aus.

Einen Ersatz dafür boten jedoch die Kriegsverwaltungsberichte. Die übergeordneten bzw. vorgesetzten Behörden und Ämter berichten darin auch über die ihnen nachgeordneten Einrichtungen oder Abteilungen. Sie sollten „als Unterlage für eine Kriegsgeschichte der Stadt dienen, zunächst für die Geschichte der Stadtverwaltung und darüber hinaus für den Versuch, eine Chronik der gesamten 4½-Millionenstadt zu geben.“ Es gab ganz konkrete Vorgaben, wie diese Kriegsverwaltungsberichte abzufassen waren und welche Zeiträume beschrieben werden sollten.

Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Mitteilung des Bezirksbürgermeisters im Verwaltungsbezirk Horst Wessel vom 07. August 1940
Anweisung zur Anfertigung der Kriegsverwaltungsberichte vom Mai 1941

Kriegsverwaltungsberichte

Nicht zu allen Behörden und Einrichtungen sind im Landesarchiv Berlin „Kriegsverwaltungsberichte“ überliefert; es gibt auch nur „Verwaltungsberichte“ o. ä., die sich für bestimmte Zeiträume jedoch auf die Kriegszeit beziehen.

Trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit und der wachsenden Umfänge an Material blieb die personelle Ausstattung für die Chronikarbeit unzureichend. Während der Kriegszeit verblieben dem Archiv lediglich drei Arbeitskräfte: Dr. Faden als Leiter, Dr. Peter als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und Verwaltungsobersekretär Franz Tautenhahn, der seit 1931 im Stadtarchiv arbeitete und dem neben der Benutzerbetreuung die Büro- und Kassengeschäfte oblagen. Die Hauptlast der Kriegschronik lag bei Faden selbst, der dabei ab 1941 von Tautenhahn unterstützt wurde. Außerdem gab es einen weiteren Schwerpunkt der Archivarbeit: die Verlagerung der wertvollen historischen Bestände in vermeintlich sichere Orte außerhalb der Reichshauptstadt. Hiermit war von Juli 1943 bis Juni 1944 vor allem Tautenhahn befasst. Nach dem Abschluss der Verlagerungen bildete die Arbeit an der Kriegschronik den Schwerpunkt der Tätigkeit der drei Mitarbeiter des Archivs. Als Hilfskraft für die Chronik, zur Ordnung der Zeitungsausschnitte, wurde ab 1942 der Pensionär Arenhold beschäftigt, der im Februar 1945 ausscheiden musste, als die Beschädigungen des Rathauses ihm keinen Arbeitsraum mehr ließen. Eine Maschinenschreiberin hatte das Archiv zuerst mit der Chronistik, dann mit dem Märkischen Museum je zur Hälfte der Dienstzeit zur Verfügung. Außerdem gab es Frau Kanzleiassistentin Robancz, die dann in den Ruhestand trat, und Fräulein Heinze; beide schrieben die Karteichronik. Bei der Chronik halfen außerdem als Kriegseinsatz während der Ferien zweimal ein älterer Berufsschüler, dann die Schülerin eines Lyzeums, ferner Oberstudienrat Dr. Jauernigk und Studienrat Dr. Tscheppan, schließlich – ab Oktober 1943 für die Kriegszeit überwiesen –, der langjährige Archivmitarbeiter Studienrat Dr. Hans Jahn. Leider musste er bald nach Ostern 1944 wegen Krankheit ausscheiden.

Zum Jahreswechsel 1943/1944 äußerte der Oberbürgermeister Steeg gegenüber der Presse, „das Kulturamt der Reichshauptstadt brauche für eine gute Kriegsgeschichte Berlins auch persönliche Berichte. Um die Erinnerung an die große, schicksalsschwere Gegenwart für kommende Geschlechter lebendig zu erhalten, seien deshalb aus den Kreisen der Bevölkerung Erlebnisberichte und Briefe sehr erwünscht, die dem Stadtarchiv zu treuen Händen übergeben werden können.“ Diese Mobilisierung der Berlinerinnen und Berliner zur Beteiligung an der Stadtchronik war Teil der Legitimationsstrategie des NS-Staates für den Kriegsfortgang.

Neben diversen Presseartikeln, die dieses Anliegen verbreiteten [Abb. LAB A Rep. 021-02, Nr. 106], erschienen auch Karikaturen [Abb. LAB A Rep. 021-02, Nr. 106]. Faden gab dem Reichssender Berlin in dessen Reihe „Kleine Viertelstunde Berlin“ im Januar und im April zwei Rundfunkinterviews [Abb. Gesprächsmanuskript vom 01.04.1944. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106], von ihm selbst als „Plauderei über die Kriegschronik“ bezeichnet, und so stieß das Anliegen auf einige Resonanz. Über 350 Zuschriften zeugen von der Bereitschaft vieler Menschen, sich mit eigenen Beiträgen einzubringen. In diesen Selbstzeugnissen werden ihre Erfahrungen v. a. mit dem Bombenkrieg, die Auswirkungen des Krieges für den Einzelnen und die unterschiedlichen Positionen zum Krieg – von euphorisch und lyrisch-poetisch (Gedicht Nr. 292) bis ausgesprochen kritisch (anonyme Einsendungen 379, 382) – auf persönliche Weise geschildert.

Zeitungsausschnitt DAZ Nr. 6 vom 07.01.1944. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Neben diversen Presseartikeln erschienen auch Karikaturen zum Anfertigen einer Kriegschronik, LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Faden gab der Reichssender Berlin in dessen Reihe „Kleine Viertelstunde Berlin“ im Januar und im April zwei Rundfunkinterviews (Gesprächsmanuskript vom 01.04.1944), in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Faden gab der Reichssender Berlin in dessen Reihe „Kleine Viertelstunde Berlin“ im Januar und im April zwei Rundfunkinterviews (Gesprächsmanuskript vom 01.04.1944), in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106

Selbstzeugnisse

Eine wichtige Anmerkung: Die Einsendungen waren damals nicht für die Veröffentlichung gedacht, sondern sollten dem Stadtarchiv die Grundlage für wichtige Ergänzungen der Kriegschronik aus einer anderen, nichtamtlichen Perspektive bieten. Den Leuten wurde zugesichert, dass die Einsendungen ihr Eigentum blieben. „Sie werden lediglich für die Zwecke der Kriegschronik abgeschrieben. Im Übrigen ist dafür Sorge getragen, dass sie nicht in unbefugte Hände fallen.“ Faden hat dieses Material gesichtet und geordnet – doch mehr ist damit nicht passiert; durch die Entwicklung des Krieges ist wohl das ursprüngliche Vorhaben nicht mehr zum Tragen gekommen. Zum Glück haben auch diese Selbstzeugnisse die Zeiten überdauert und sind heute noch überliefert. Auch wenn seitdem viele Jahrzehnte vergangen sind, könnten einige der Absender und Absenderinnen noch leben. Deshalb haben wir uns entschieden, in Fällen unbekannter Lebensdaten die Absender zu anonymisieren.
  1. Vorschlag zur Gestaltung der Chronik der Reichhauptstadt, 28.11.1939. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179.
  2. C Rep. 102, Nr. 382. Steeg selbst rückte nach dem Eintritt Lipperts in den Kriegsdienst im Februar 1940 zum Oberbürgermeister auf, während Goebbels die Position des Stadtpräsidenten in Anspruch nahm.
  3. Beschreibung „Die zeitgeschichtliche Chronik des Stadtarchivs Berlin“, 08.09.1941. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179.

Wie ging es weiter mit der Stadtchronik?

Am 17. Mai 1945 hatte der Stadtrat für Volksbildung die Wiederaufnahme der Arbeit des Stadtarchivs angeordnet; Kaeber übernahm erneut die Leitung des Archivs.1 Zum Glück hatten die Sammlungen zur Stadtchronik das Kriegsende im Stadtarchiv unversehrt überstanden; auf dieser Basis konnte aufgebaut werden. Kontinuierlich musste daran gearbeitet werden, „ein Zeitungsausschnittarchiv zu bilden und eine Kartei anzulegen, auf der für jeden Tag die irgendwie bemerkenswerten Geschehnisse eingetragen werden.“ Diese „Tageskartei der Stadtchronik“ nahm Kaeber mit, als er im Herbst 1948 im Zuge der administrativen Spaltung Berlins seinen Dienstsitz nach West-Berlin verlegte2 – die Kartei gehört also mit zum archivalischen Grundstock des in West-Berlin nach der Spaltung der Stadt neu begründeten Stadtarchivs.

Über die Chronik West-Berlin

Erster Bearbeiter der Chronik wurde dort Josef Milde.3 Seine Arbeit bestand in der „Herstellung eines Archivs für Zeitgeschichte aus den [von Kaeber] ausgewählten Artikeln der West- und Ostberliner Presse.“ Es gelang der Ankauf einer umfassenden Sammlung von Zeitungsjahrgängen, sodass die Tageschronik nach rückwärts ergänzt werden konnte. Außerdem wurde die Kartei um ein alphabetisches Sach- und Personenregister erweitert.4

Dann verfasste die frühere Abteilung Zeitgeschichte des Landesarchivs Berlin seit Ende der 1950er Jahre im Auftrag des Senats Jahreschroniken, die das Geschehen in Berlin ab 1945 festhielten. Bis zum Beginn der 1980er Jahre erschienen im Rahmen der Schriftenreihe zur Berliner Zeitgeschichte sieben Chronikbände.

Als die Schriftenreihe dann eingestellt wurde und man stattdessen ab 1982 Jahrbücher des Landesarchivs Berlin herausgab, wurden Ereignisse in und um Berlin in diesen Jahrbüchern festgehalten. So liegen heute gedruckte Jahreschroniken für den Zeitraum von 1945 bis 2018 vor.

Seiten aus der "Berliner Stadtgeschichte" mit der Chronik 1989

Über die Stadtchronik der Hauptstadt der DDR

Während sich die vom Landesarchiv in West-Berlin geführte Chronik auf Ereignisse in der gesamten Stadt bezog, beschränkte sich die im Ost-Berliner Stadtarchiv verfasste Chronik auf Ereignisse in der Hauptstadt der DDR.

Nach der Spaltung der Stadt begann ein Neuanfang für die Chronikschreibung. Im Stadtarchiv bestand ein eigener Arbeitsbereich Stadtchronik. Man legte erneut eine Tageschronik an, rückwirkend mit dem 02. Mai 1945 beginnend. Eine Zeitungsausschnittsammlung ab 1949, geordnet nach Sachgruppen, bildete eine wesentliche Grundlage der Chronikarbeit. Für Juli 1954 bis Dezember 1960 sind Monatschroniken auf A4-Bögen geschrieben worden, die in Auszügen ab Oktober 1954 im „Vertrauensmann“ und ab Januar 1955 im „Berliner Bär“ – beides herausgegeben vom Magistrat - veröffentlicht wurden.5

In der von 1980 bis 1990 jährlich einmal erscheinenden Publikation „Berliner Geschichte. Dokumente. Beiträge. Informationen“ des Stadtarchivs wurde dann eine illustrierte Jahreschronik veröffentlicht, die nach einer kurzen Einleitung chronologisch Ereignisse mit Tagesdatum aufführte. Diese Chronik kann man für die Jahre 1979–1989 nachlesen.

Chronik Berlins heute

Mit der Wiedervereinigung der Stadt und ihres Archivs wurde dann die Stadtchronik wieder zusammengeführt und besteht als eigener Arbeitsbereich beim Landesarchiv fort. Die im Volltext recherchierbare Internet-Version der Berlin-Chronikumfasst die Jahre 1945 bis 2017. Ca. 20.000 Besucherinnen und Besucher nutzen das Angebot jährlich.
  1. Faden und Tautenhahn wurden wegen ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP entlassen. Als Mitarbeiter standen Kaeber bis Herbst 1945 Dr. Peter, der dann einem Verkehrsunfall erlag, für die Neukatalogisierung der Karten-, Plan- und Ansichtensammlung und Josef Milde für die Katalogisierung und Bestandsergänzung zur Seite; ab 1. April 1947 der Facharchivar Dr. Lachmann für die älteren Bestände, Karten, Pläne und Ansichten, Herr Krüger für die Archivbibliothek sowie Herr Gripe, Herr Boch und Herr Gellmann für die Stadtchronik zur Verfügung. (C Rep. 120, Nr. 55).
  2. Kaeber, Erinnerungen, S. 45 f. und S. 48.
  3. Josef Milde (*02.09.1892), Registrator im Staatsministerium, ab 01.08.1945 als Angestellter im Stadtarchiv Berlin tätig (vgl.Personalakte in: LAB A Rep. 001-06, Nr. 20163)
  4. Kaeber, Erinnerungen, S. 49.
  5. Vgl.: Edith Bierschenk: Die Berliner Stadtchronik. In: Schriftenreihe des Stadtarchivs Berlin, Heft 2/1964S. 123 ff.

Protagonisten der Chronik

Dr. Eberhard Faden (1889 – 1973)

Eberhard Faden gez. von Fritz Krampe, 1950
Archivdirektor Eberhard Faden gez. von Fritz Krampe, 1950
Dr. Eberhard Faden war Historiker und Studienrat. Von 1939 bis 1945 leitete er das Berliner Stadtarchiv. Nach dem Ausscheiden Dr. Werner Siebarths führte er die Kriegschronik Berlins und konzipierte eine neue Gliederung der Materialien.

Eberhard Faden wurde am 1. September 1889 in Berlin-Moabit geboren. Er besuchte das Luisenstädtische Gymnasium in Prenzlauer Berg. 1908 begann er sein Studium der Geschichte, Germanistik und Geographie an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, wo er 1914 über „Berlin im Dreißigjährigen Krieg“ promovierte. Als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs bei Verdun 1916 schwer verwundet, absolvierte er 1918 sein Staatsexamen. Von 1919 bis 1939 unterrichtete er als Studienrat am Schiller-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde. 1928 wurde er an die Prüfstelle für Geschichtsbücher der höheren Lehranstalten Preußens berufen; diese Gutachtertätigkeit setzte er bis in die 1940er Jahre fort. 1936 wirkte er an der Erstellung einer wissenschaftlichen Festschrift zur 750-Jahrfeier Berlins mit.

Bereits seit 1926 war Faden Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins und forschte zur Lokalgeschichte Berlins sowie der Provinz Brandenburg. Außerdem wirkte er in der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg mit. Nach der Zwangspensionierung des Stadtarchivdirektors Ernst Kaeber erhielt Faden 1939 dessen Amt. In die archivarischen Aufgaben wurde er durch einen Lehrgang am Preußischen Geheimen Staatsarchiv eingewiesen. Während seiner Dienstzeit befasste sich das Stadtarchiv vorrangig mit Abstammungsfragen, der Führung der Kriegschronik und der Auslagerung von Archivgut infolge der Kriegseinwirkungen nach 1941. Eberhard Faden war Mitglied der Deutschen Volkspartei und trat im Mai 1933 der NSDAP bei.

1945 endete Fadens Tätigkeit im Stadtarchiv. Nach seiner Entnazifizierung 1945 arbeitete er bis 1955 im Berliner Schuldienst. Eberhard Faden starb am 26. November 1973 in Berlin.

[Quellen: Werner Vogel, Eberhard Faden (1.9.1889 – 26.11.1973), in: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte, 25, Berlin 1974, S. 206 – 211; Jürgen Wetzel, Eberhard Faden, in: Friedrich Beck/Klaus Neitmann (Hrsg.): Lebensbilder brandenburgischer Archivare und Historiker (= Brandenburgische Historische Studien, Band 16), o. O. 2013; LAB, B Rep. 080 Nr. 14; Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1933-1945" von Eberhard Faden, in: LAB, C Rep. 102, Nr. 382].

Dr. Werner Siebarth (1907 – 1976)

Werner Siebarth bewarb sich 1935 beim Stadtarchiv um eine Stelle als Historiker und wurde in der Ratsbibliothek als Chronist eingestellt. Er konzipierte und schrieb von 1936 bis 1939 die Berliner Stadtchronik.

Werner Gustav Rudolph Siebarth wurde am 11. September 1907 in (Berlin-) Reinickendorf als Sohn von Martha und Gustav Siebarth, einem Mittelschullehrer, geboren. Er besuchte ab Ostern 1914 das Lessing-Gymnasium in Berlin und erhielt im März 1926 das Reifezeugnis. Im April 1926 wurde er an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin immatrikuliert und studierte Geschichte, Englisch, Germanistik und Philosophie. Im Februar 1931 promovierte er dort in Geschichte. Seine Dissertation schrieb er bei Prof. Willy Hoppe über den uckermärkischen Adel zur Zeit Joachims II. Bereits am 1. Mai 1932 trat Siebarth der NSDAP bei, später wurde er Mitglied der NS-Volkswohlfahrt, des Reichsbundes der Deutschen Beamten, und im Kolonialbund. Siebarth engagierte sich ab 1936 in der NSDAP-Ortsgruppe Neutempelhof und wirkte als politischer Leiter in der Ortsgruppe der NSDAP Tempelhof als Hauptstellenleiter Propaganda (Kultur).

1935 stellte sich Werner Siebarth bei dem damaligen Archivdirektor Ernst Kaeber vor und fragte unter Berufung auf ein von ihm verfasstes Manuskript mit Aussprüchen und Reden Adolf Hitlers und auf den NS-Staatskommissar Julius Lippert nach einer Stelle im Archiv. Max Arendt, der Leiter der Ratsbibliothek, schlug vor, für den Historiker eine Stelle eines Stadtchronisten zu schaffen. Siebarth wurde im September 1935 angestellt und arbeitete sich ein. Er war bis 1939 im Stadtarchiv tätig. Nach seinem Ausscheiden wurde er Regierungsrat im Statistischen Reichsamt.

Werner Siebarth flüchtete gegen Kriegsende aus Berlin. Gemeinsam mit seiner Ehefrau und den Töchtern ließ er sich zunächst im Landkreis Gifhorn nieder. Wegen seiner NS-Belastung fand Siebarth in Niedersachsen keine Anstellung, u.a. erteilte er Privatunterricht. Seine historischen Forschungen über brandenburgische und niedersächsische Landesgeschichte behielt er bei und veröffentlichte einzelne Aufsätze. Werner Siebarth starb am 28. Februar 1976 in Detmold.

[Quellen: Ernst Kaeber, Erinnerungen an das Stadtarchiv Berlin. Zugleich eine Skizze der Geschichte des Archivs, in: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, 10/1961, S. 40.; Geburtsurkunde in: LAB P Rep. 130, Nr. 291; Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Phil. Fak. 01, Promotionen, Nr. 712; Bundesarchiv (BArch), R 9361/I 3402 Parteistatistische Erhebungen 1939; BArch, R 9361/II 939183 Mitgliedschaft Fachschaftsgruppe Statistisches Reichsamt].

Franz Tautenhahn (1896 - 1981)

Franz Tautenhan wurde am 27. Juli 1896 in Berlin als zweites von drei Kindern des Tapezierers Robert Franz Tautenhahn und Minna Luise Lorenz geboren und verstarb am 13.02.1981 in Gemünden am Main. Er war seit 1931 als Stadtassistent im Stadtarchiv tätig. In seine Zuständigkeit fielen die Bürogeschäfte sowie die Benutzerbetreuung. Tautenhahn war maßgeblich an der Verlagerung des Archivgutes 1943/44 im Zweiten Weltkrieg beteiligt. Er wurde dafür mit der Kriegsdienstmadaille ausgezeichnet. Als NSDAP-Mitglied wurde er 1945 inhaftiert und aus dem städtischen Dienst entlassen. Er wurde 1946 entnazifiziert.
Später verlegte Tautenhahn seinen Wohnsitz nach Gmünden am Main in Bayern, wo er am 13. Februar 1981 verstarb.

[Quellen: Heike Schroll, Spurensicherung, Berlin 2000, S. 270; LAB, B Rep. 021 EMK Historische Einwohnermeldekartei Berlins und LAB, P Rep. 812 Nr. 650, C Rep. 375-01-08 Nr. 10205 A13].

Hilmar Rudolphi (1912 - 1978)

Hilmar Rudolphi war seit 1933 bei der Stadt Berlin als Büroangestellter beschäftigt. 1937 erfolgte seine Versetzung zur Ratsbibliothek, wo er u.a. für die Ordnung und Sortierung der Zeitungsausschnitte und der Berichte aus den städtischen Dienststellen für die Erstellung der Stadtchronik zuständig war.

Hilmar Rudolphi wurde am 29. Mai 1912 als Sohn des Kaufmanns Otto Rudolphi und Hilda Rudolphi geb. Heinemann in Berlin geboren. Er besuchte die Gemeindeschule in Stralau, später die Höhere Knabenschule Gimpel in der Elisabethstraße, die er nach der Untertertia abschloss. Er nahm eine Stellung als Bürobote bei Siemens und Halske in Siemensstadt an. Im Februar 1928 wechselte der zu den Vereinigten Kugellagerfabriken, wo er als Registrator und Expedient tätig war. Infolge der Wirtschaftskrise entließ man ihn im November 1931. Seit dieser Zeit war er arbeitslos. Das Los teilte er mit seinem Vater. Im Oktober 1932 trat er der NSDAP und dem SA-Sturm Horst-Wessel bei. Im August 1933 bewarb er sich bei der Stadt Berlin und erhielt eine Stelle als Büroangestellter bei der Baupolizei im Bezirk Horst-Wessel (d.i. Friedrichshain), wo er bis 1937 tätig war. Im April erfolgte seine Höhergruppierung und Versetzung zur Stadtchronistik bei der Ratsbibliothek Berlin. Ihm oblag unter seinem Vorgesetzten Dr. Siebarth die Verarbeitung des gesamten handschriftlichen und gedruckten Pressematerials für die Chronik der Reichshauptstadt Berlin, Vorgliederung der täglich eingehenden Unterlagen aus den städtischen Dienststellen, Mithilfe an der Drucksatzkorrektur des Stadtchronisten, Bearbeitung des Schlagwortverzeichnisses der Chronik sowie die Schreibarbeit für den Geschäftsverkehr der Stadtchronistik. Zunächst 1939 zur Städtischen Pfandleihanstalt versetzt, wurde Hilmar Rudolphi im April 1940 zur Wehrmacht einberufen. Hilmar Rudolphi starb am 18. Februar 1978 in Berlin-Tempelhof.

[Quellen: LAB, A Rep. 001-06 Nr. 23542; "Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1939-1945" von Eberhard Faden, in LAB, C Rep. 102, Nr. 382].

Dr. Alfred Peter (1886 – 1945)

Dr. Alfred Peter war Historiker und Archivar und seit 1926 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Stadtarchiv Berlin.

Dr. Alfred Peter wurde am 16. März 1886 in Freiburg i. Breisgau geboren. Der Archivar war seit 1926 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Stadtarchiv tätig und hier für die Handbibliothek, die Urkunden- und Handschriftenabteilung sowie die Plakatsammlung zuständig; Peter fertigte 1929 einen Urkundenkatalog an und erarbeitete ein 3000 Stichworte umfassendes Personen- und Sachregistern zu den Abschiedebüchern. Alfred Peter starb am 17. Oktober 1945 in Berlin-Neukölln.

[Quellen: Heike Schroll, Spurensicherung, Berlin 2000, S. 270; LAB, A Rep. 001-06 Nr. 9525; „Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1939 – 1945" von Eberhard Faden, in: LAB, C Rep. 102, Nr. 382].

Dr. Hans Jahn (1884 - 1945)

Dr. Hans Jahn war Historiker und Studienrat. Bis zum Frühjahr 1944 unterstütze er u.a. die Arbeiten im Stadtarchiv, in dem er Quellen über das Berliner Häuserbuch zusammentrug und an der Kriegschronik mitwirkte.

Hans Jahn wurde am 18. September 1884 als Sohn von Adolf Jahn und Elisabeth Jahn, geb. Bosold, in Berlin geboren. Er besuchte das Leibniz-Gymnasium in Berlin. Von 1902 bis 1907 studierte er an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin Geschichte, Religionswissenschaften und Latein. Seine Lehramtsprüfung absolvierte er 1910, seit 1912 unterrichtete er an der Königstädtischen Oberrealschule. Der Studienrat und promovierte Landeshistoriker war bis zum Frühjahr 1944 zeitweise als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Stadtarchiv Berlin tätig, wo er u. a. Forschungen über das Berliner Häuserbuch betrieb und Faden seit Oktober 1943 bei der Erstellung der Kriegschronik unterstützte.
Er starb im Januar 1945.

[Quellen: LAB, E Rep. 200-01 Nachlass Hans Jahn,; Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Personalblatt Höhere Lehranstalten; Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Phil.FaK.01, Promotionen, Nr. 42; "Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1939-1945" von Eberhard Faden, in: LAB, C Rep. 102, Nr. 382].

Dr. Max Arendt (1887 – 1971)

Dr. Max Arendt wurde am 9. Mai 1887 in Berlin geboren. Von 1893 – 1905 besuchte er die Luisenstädtische Oberrealschule. Er studierte Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und romanische Philologie an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin. Dort promovierte er über eine diplomatisch-paläografische Arbeit. Max Arendt war während des Ersten Weltkrieges als Dolmetscher an der Westfront in Frankreich eingesetzt. Seit 1923 war er Direktor der Magistratsbibliothek, seit 1933 Ratsbibliothek Berlins. Die Ratsbibliothek (1930) und das Stadtarchiv (1934) wurden ebenfalls der Hauptverwaltung unterstellt. Arendt trat im April 1933 der NSDAP bei und war verantwortlich für Festzug und Festschrift zur 700-Jahr Berlins 1937. Bei Kriegsausbruch ernannte man Arendt zum Referenten für das Stadtarchiv Archiv und das Märkische Museum im Hauptkulturamt. 1945 wurde ihm die bronzene und silberne Fidicin-Medaille des Vereins für die Geschichte Berlins verliehen. Nach dem Krieg konnte er nicht mehr an seine vormalige wissenschaftliche Tätigkeit anknüpfen. Arendt starb am 22. September 1971 in Berlin-Zehlendorf.

[Quellen: LAB, C Rep. 031-02-12, Nr. 2; Krijn Thijs, Drei Geschichten, eine Stadt. Die Berliner Stadtjubiläen von 1937 und 1987; BArch R 9361/V, Nr. 12743].

Dr. Erich Jauernig (1891 - 1964)

Dr. Erich Jauernig war Oberstudienrat und Historiker und unterstützte Faden während der Ferien als Kriegseinsatz mit der Arbeit an der Stadtchronik.

Erich Jauernig wurde am 2. Oktober 1891 in Kanth im Kreis Breslau geboren. Von 1903 bis 1911 besuchte er das Gymnasium in Patschkau. Nach Erlangung der Reifeprüfung studierte Jauernig an den Universitäten in Berlin und Leipzig Philosophie. Sein Referendariat absolvierte er an verschiedenen höheren Schulen in Schlesien. Seit 1922 war er als Lehrer und Erzieher an der Staatlichen Bildungsanstalt in Berlin-Lichterfelde tätig. Daneben wirkte er im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an der Ausarbeitung der Richtlinien für die Lehrpläne an höheren Schulen mit. Nach seiner Zeit als Oberstudienrat beim Provinzialschulkollegium wurde er als Studiendirektor 1933 dem Städtischen Sophiengymnasium in Berlin zugewiesen. Infolge des Gesetzes zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums versetzte ihn der Oberpräsident der Provinz Brandenburg 1934 in das Amt eines Studienrats an die Schadowschule in Berlin-Zehlendorf. Der engagierte Geschichtslehrer unterrichtete dort bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1957. Erich Jauernig verstarb am 9. September 1964 in Berlin.

[Quellen: LAB, B Rep. 080, Nr. 1771; "Bericht über das Stadtarchiv Berlin 1939-1945" von Eberhard Faden, in LAB, C Rep. 102, Nr. 382].
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Für jeden Tag eine Karteikarte, Völkischer Beobachter vom 09.11.1941, in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 179
Berliner Intelligenz-Blatt vom 21. April 1818
Titelblatt des Einleitungsheftes 1936. In: Amtsblatt der Stadt Berlin, 77. Jg. (1936), Beilage
Runderlass die Anlegung von Gemeindechroniken als „hervorragendes Mittel, auch späteren Geschlechtern Arbeit und Mühen, Erfolg und Sorgen der Gemeinde und ihrer Bürger zu überliefern.
Das Erscheinen des Verwaltungsberichts von 1932-1936 wurde für eine ausführliche Darstellung zur „Stadtchronistik“ genutzt
Mitteilung des Bezirksbürgermeisters im Verwaltungsbezirk Horst Wessel vom 07. August 1940
Anweisung zur Anfertigung der Kriegsverwaltungsberichte vom Mai 1941
Runderlass die Anlegung von Gemeindechroniken als „hervorragendes Mittel, auch späteren Geschlechtern Arbeit und Mühen, Erfolg und Sorgen der Gemeinde und ihrer Bürger zu überliefern.
Zeitungsausschnitt DAZ Nr. 6 vom 07.01.1944. In: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Neben diversen Presseartikeln erschienen auch Karikaturen zum Anfertigen einer Kriegschronik, LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Faden gab der Reichssender Berlin in dessen Reihe „Kleine Viertelstunde Berlin“ im Januar und im April zwei Rundfunkinterviews (Gesprächsmanuskript vom 01.04.1944), in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
Faden gab der Reichssender Berlin in dessen Reihe „Kleine Viertelstunde Berlin“ im Januar und im April zwei Rundfunkinterviews (Gesprächsmanuskript vom 01.04.1944), in: LAB A Rep. 021-02, Nr. 106
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